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4. BEDROHUNG DER KORALLENRIFFE
Ursachen und Auswirkungen

   

Besiedlung von Riffen - Fischfang und Fischzucht - Tourismus - Bombenversuche - Erdöl

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Besiedlung von Riffen

    Das grosse Bevölkerungswachstum und die Migrationsbewegungen in Küstengebieten sind hauptsächlich verantwortlich für die akute Bedrohung der Korallenriffe. So werden immer mehr Riffe von Menschen besiedelt, sei es, um Fischereigründe zu nützen oder um Hotels und Resorts zu bauen. Aber auch die Besiedlung von Gebieten, die in der Nähe von Korallenriffen liegen, kann etwa eine Verschmutzung durch Sedimente (Strassenbau, Brandrodung) oder Abwässer verursachen.
Bauen mit Korallenschutt   Aufschüttungen sowie andere Eingriffe in den Verlauf und die Struktur der Küste verändern Strömungsverhältnisse. Steinkorallen werden auch zum eigentlichen Hausbau verwendet oder Sand wird durch "dredging" vom Meeresgrund herausgeholt. Als Folge werden ganze Riffe abgebaut, der Küste fehlt der Schutz vor Sturmfluten und neue Korallen können sich nicht mehr ansiedeln.
Sedimente   Viele Landnutzungspraktiken, etwa die Brandrodung, das Anlegen von Monokulturen oder intensive Viehzucht, die in Küstennähe angewendet werden, verstärken die Abtragung von Boden und Sedimenten. Durch Flüsse gelangen diese dann zu den Riffregionen. Riffe werden dadurch überdüngt, durch Pestizide vergiftet oder ersticken im Schlick.

Crevettenfarm

Crevettenfarm

Fischerdorf auf kleiner Insel

 

Sedimente vom Fluss

Sedimente vom Fluss

Abwasser  

Abwässer mit Chemikalien, vielen Nährstoffen und hohem Süsswassergehalt bewirken, dass sich in den Riffen mehr Algen ansiedeln können. Fädige und fleischige Grün- und Braunalgen, die sonst im Riff keine grosse Rolle spielen, werden zu Raumkonkurrenten für die Korallen. Sie überwachsen schon etablierte Korallen und verhindern das erfolgreiche Festsetzen von Korallenlarven. Ausserdem wird durch die Abwässer die Bakteriendichte erhöht. Das wiederum fördert die Ernährungsbedingungen von Bakterienfängern wie Schwämmen, speziell Bohrschwämmen.

Die Ansiedlung von Industrie in der Nähe der Riffe ist besonders verheerend. Oft werden Abwässer ungeklärt ins Meer geleitet und Abfälle unbedacht entsorgt. So gelangen Schwermetalle, Öle und andere giftige Stoffe in die Nahrungsketten des Riffes und richten Schaden an. Die Fortpflanzungsrate der Tiere kann vermindert werden, die Lebenserwartung sinkt und die Artenvielfalt nimmt ab.

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Fischfang und Fischzucht

   

Die Fangmenge an Fischen nahm in den letzten 60 Jahren (1940 bis 2000, Zahlen Greenpeace) von 20 Millionen Tonnen auf 90 Millionen Tonnen zu. Dadurch sind heute drei Viertel aller Fischbestände akut bedroht, sagt ein Bericht der Welternährungsorganisation FAO. Es werden immer ausgeklügertere Hightech-Fangmethoden angewendet. Die meisten Speisefische werden gar nicht mehr alt genug, um sich fortzupflanzen.

Was tun?  
  • - Verzichte auf exotische Meerestiere, die extra für den Aquarienhandel gefangen wurden.
  • - Verzichtet wenn immer auf Crevetten und Thunfisch. Es gibt heute keine ökologisch vertägliche Nutzung dieser Tiere.
  • - Fischstäbchen sind out! Der Rohstoff für sie stammt meist aus fernen Meeren.
  • - Die sogenannten Schilllerlocken sind aus Haifischfleisch - ebenfalls out!
  • - Verzichte auf Fische aus exotischen Ländern. Diese Fische legen Tausende von Kilometern zurück, bis sie auf Deinem Teller landen.
  • - Austern und andere Muscheln werden mit Schlepp-Rechen gefangen, die über den Sandboden gezogen werden und dabei alles zerstören. Eine ähnliche Fangmethode wird für Plattfische und Seezungen verwendet.
  • - Esse in den Ferien keine Gerichte, die mit dem Fleisch gefährdeter Tiere zubereitet wurde, etwa Schildkrötensuppe, Schildkröteneier, Suppe aus Haifischflossen, Rochensteak.

Haifischflosse

Riesige Haifischflosse

 

Haiflossensuppe / shark fin soup

Haifischflossen für Suppe

 

Haifischflosse

Riesige Haifischflosse

 

Tote Rochen auf einem Markt in Südostasien

Rochen auf dem Markt

Pfeilschwanzkrebs auf dem Markt

Pfeilschwanzkrebs auf dem Markt (Tachypleus gigas)

Haiflossensuppe / shark fin soup

Haifischflossen für Suppe

Fischfang und Korallenriffe  

Korallenriffe waren immer eine wichtige Nahrungsquelle für die Lokalbevölkerung. Aber auch das Korallenriff hat bei nachhaltiger Nutzung mehr zu bieten als das unüberlegte Abfischen von ganzen Fischbeständen und die Herausnahme von Korallen, Muscheln und Schnecken. Viele Länder sind auf die Nutzung dieser natürlichen Ressourcen angewiesen. Nur fehlt es oft an der Aufklärung der Lokalbevölkerung und an wirksamen Schutzmassnahmen, die eine übermässige Ausbeutung verhindern könnten.

In Rifflagunen werden im grossen Massstab Fische und Niedere Tiere, wie Hummer, Garnelen, Muscheln etc. gezüchtet. Dazu werden enorme Mengen von Futter und Dünger eingebracht. Dadurch, sowie durch die Exkremente der Massenzucht, werden die Lagunen überdüngt. Wasser, das von der Lagune über das Riff abfliesst, schädigt dieses nachhaltig. Ausserdem werden an den Küsten oft Mangrovenwälder abgeholzt, um Zuchtbecken Platz zu machen. Mangrovenwälder sind die Kinderstube vieler Fischarten. Dieser Art von extensiver Nutzung wird nur selten eine Alternative geboten. Im Gegenteil, die Nachfrage steigt und die Leute handeln langfristig gegen ihr eigenes Interesse - aus wirtschaftlicher Not.

Das Fischen mit Dynamit hat verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem Korallenriff. Beim Dynamitfischen platzt die Schwimmblase der Fische und die Knochen zerbrechen. Diese treiben so an die Wasseroberfläche und werden eingesammelt. Grosse und kleine, geniessbare und ungeniessbare Fische sowie Begleitfauna und -flora werden ohne Unterschied getötet und geschädigt. Geht das Dynamit über den Korallen los so bleibt nur noch ein Trümmerfeld. Die Regeneration des Riffgerüstes erfolgt langsamer als die des Fischbestandes.

Dynamitfischerei ist leider in Asien (Philippinen, Indonesien) sowie in der Karibik und Afrika stark verbreitet. Solche Explosionen sind auch weit weg unter Wasser hörbar. Da in vielen Meeresparks die Dynamitfischerei verboten ist, sollte der Taucher solche Beobachtungen der Parkleitung melden. WWF und Greenpeace führen mehrere Schutz- und Aufklärungsprogramme (ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen der Dynamitfischerei) durch.

Fischkäfig aus Metall liegt auf dem Riff

Fischkäfig aus Bambus

Wegen der Dynamitfischerei ist vom Riff nur noch Schutt übrig

Wegen der Dynamitfischerei ist vom Riff nur noch Schutt übrig

 

Aquaristik und Cyanid   Es gibt zwar Aquarienfische, die bei uns gezüchtet werden, aber die meisten bunten Korallenfische werden für Aquarienhalter extra aus dem Meer gefischt. Dabei werden die Fische oft mit einem starken Gift, Cyanid, betäubt, damit sie besser eingefangen werden können. Die Fische tragen Schäden davon und viele sterben schon während des Transports oder nach kurzer Zeit im Aquarium einen langsamen Tod. Der Handel mit tropischen Zierfischen und Korallen sollte aus diesen Gründen verboten werden.
Traditionelle Medizin  

In vielen Ländern werden aus Meerestieren traditionell Medizin hergestellt. So geht eine Schätzung, dass jährlich mit über 20 Millionen getrocknete Seepferdchen (1995) gehandelt wird. Produkte aus Seepferdchen sollen die sexuellen Fähigkeiten des Mannes erhöhen. Auch andere gefährdete Meerestiere werden als Zutaten verwendet.

Getrocknete Seegurken

getrocknete Seepferdchen

Getrocknete Seepferdchen

getrocknete Seepferdchen

Getrocknete Seepfeerdchen

Lebende Fische zum Verzehr   In Südostasien werden riesige Napoleonfische und Zackenbarsche gefangen, lebend in Grossstädte verfrachtet und dort als sogenannte "live fish" in Restaurants angeboten. Eigentlich ist das verboten, aber wird trotzdem gemacht. Diese Fische sind dann auch extrem teuer.

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Tourismus

    Bislang hat der Schutzgedanke vor allem in touristisch erschlossenen Regionen Fuss gefasst. Der wirtschaftliche Wert von Korallenriffen ist nirgends deutlicher. Grund genug für einen schonungsvollen Umgang, würde man meinen. Leider trägt aber auch der Tourismus vielerorts seinen Teil zur fortschreitender Zerstörung bei.

Touristenresorts sind oft direkt in der Nähe von Riffen oder gar auf den Riffinseln. Dabei gelangen Abwässer auf direktestem Weg ins Riff. Meerwasserentsalzungsanlagen erhöhen den Salzgehalt der Küste. Für verwöhnte Kunden werden Süsswasser-Swimmingpools angelegt oder ein Teil des Strandes wird mit zusätzlichem Sand bedeckt und auf den Korallen in strandnähe wird fleissig herumgetrampelt.

Um Bootszufahrten zu schaffen, werden Durchlässe in das Riff gesprengt. Riffe werden durch Ankerwerfen und von unvorsichtigen Schnorchlern und Tauchern direkt geschädigt. Wenn Fische angefüttert werden, stellen sie ihre Futtergewohnheiten um und vernachlässigen ihre wichtigen ökologischen Aufgaben, etwa das Abweiden von Algen.

Ein trauriges Kapitel sind die vielen Souvenirs, die extra für die Touristen aus Muscheln (etwas die Riesenmuschel) und Schnecken erzeugt werden. Diese werden nicht etwa am Strand aufgelesen, sondern extra mit Ködern aus dem Meer gefischt. Nur so behalten sie ihre glänzende Oberfläche. Diese Muscheln werden auch tonnenweise nach Europa und den USA verfrachtet, obwohl sie zum Teil geschützt sind.

Fotograf kniend auf Korallen

 

Anker für Tauchboote

Anker für Tauchboot

 

Anker in Korallen

 

Trampelnde Touristen auf Korallen

Trampelnde Touristen auf dem Riffdach

 

Gebleichte Koralle

Gut tarieren bringt es beim tauchen!

Gut tarieren bringt es beim tauchen!

 

Muschelgeschäft

Muschelgeschäft

 

Muschelgeschäft

Muschelgeschäft

 

Muschelgeschäft

Muschelgeschäft

 

souvenir aus Muscheln gebastelt

Souvenirs aus Muscheln

Bild mit totem Seepferdchen

Bild mit totem Seepferdchen

Lampen aus Schneckengehäuse

Lampen aus Schneckengehäuse

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Bombenversuche

    Die Grossmächte haben über Jahre hinweg (bis 1992) immer wieder Riffe für Atombombentests benützt. Dabei wurden riesige Areale langfristig mit radioaktiven Substanzen verseucht und ganze Atolle (Bsp. Bikini-Atoll) dem Erdboden gleich gemacht.

Unterirdische Explosionen reissen grosse Krater in den Grund, vernichten alles Leben und schleudern grosse Mengen von Korallenschutt hoch und begraben so die nähere Umgebung.

Oberirdische Explosionen versengen die Korallen, ja verschmelzen sogar die Korallenskelette aus Kalk. Die Fische und andere Tiere werden verbrannt, die Korallenstöcke durch Schockwellen zerbrochen und umgeworfen.

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Erdöl

    Ein Ölteppich, der auf ein Riff zutreibt, richtet katastrophale Verheerungen an. Grosspolypige Korallen können zwar mit einer starken Schleimproduktion das völlige Verkleben und Ersticken um einige Stunden hinausschieben, vor den flüchtigen und wasserlöslichen Bestandteilen des Erdöls sind sie allerdings nicht geschützt. Auf diese Stoffe reagieren die Korallen und wirbellose Tiere sehr empfindlich, wobei der Tod zuweilen erst nach tagelanger Lähmung und anderen Verhaltensstörungen eintritt. Zur Auflösung der Ölschichten werden Detergenzen eingesetzt. Diese wirken aber auf die Tierwelt besonders fatal, weil sie die Durchlässigkeit der Körpermembranen für die Giftstoffe des Öls erhöhen.

Die sofortigen Wirkungen des Erdöls auf Korallen sind: Öffnen des Mundes, meist gefolgt von einem Ausstossen von Larven, die aber meist zum grössten Teil unreif sind und folglich geringe Überlebenschancen besitzen. Taktile und chemische Reize werden beeinträchtigt, was negative Folgen für die Ernährung hat. Die Schleimbildung, ein sehr energieaufwendiger Prozess, wird verstärkt, was das Bakterienwachstum begünstigt.

Nach einem solch gravierendem Eingriff ist die Neukolonisation durch riffbildende Korallen erschwert oder über längere Zeit verhindert. Die Wachstumsrate ist vermindert, die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht, eingelagerte Ölsedimente und andere Giftstoffe schädigen unter anderem das Fortpflanzungssystem. Diese Stoffe gelangen in die Nahrungskette und so auch in den Körper anderer Tiere.

Top - End

 

Einzelne Kapitel:

Besiedlung von Riffen - Fischfang und Fischzucht - Tourismus - Bombenversuche - Erdöl

   

Einzelne Stichwörter:

Abwasser - Aquarienhaltung - Cyanidfischerei - Dynamitfischerei - Fischzucht - Industrie - Küstenveränderungen - Landnutzungspraktiken - Lebende Fische im Restaurant - Meeresentsalzungsanlagen - Nahrungsquelle Riff - Souvenirs - Traditionelle Medizin

Top - End  

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Nächstes Kapitel (Hotspots - besonders gefährdete Riffgebiete)

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